Grenge (Kringel aus dem Siegerland)

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Rezept für 1 - KRINGEL

Zutaten
Menge Einheit Zutat
  GRENGE (KRINGEL AUS DEM S
1000 Gramm Mehl
375 Gramm Butter
375 Gramm Rosinen
70 Gramm Hefe
0.3 Liter Milch; lauwarm
1 Teelöffel Zucker
5 Eier
0.5 Teelöffel Zimt
....
Kategorien
! Backen
  Kuchen
  Rosine
  #
Zubereitung:
. Wichtig ist, daß die Zutaten alle zimmerwarm sind.

Mehl in eine Schüssel sieben und eine Mulde hineindrücken. In die
Mulde die Hefe hineinbröckeln, mit lauwarmer Milch und Zucker
übergießen. Mit etwas Mehl vom Muldenrand zu einem Vorteig
verrühren.

Den Vorteig eine halbe Stunde gehen lassen.

Dann Vorteig mit dem Mehl, der restlichen Milch, lauwarmer Butter,
Eiern und Zucker zu einem zähen Teig verkneten.

Teig zu einem Rechteck etwa 1/2 cm dick ausrollen, mit den zuvor
gewaschenen Rosinen, Zucker und Zimt bestreuen. Teig von der
Längsseite her aufrollen.

Die Rolle nochmals eine halbe Stunde gehen lassen.

Die Rolle zu einem "Grenge" ringförmig auf ein gefettetes Backblech
legen und auf der mittleren Schiene bei 225 oC in etwa einer Stunde
goldbraun backt.

Herbert Schmitt: In den letzten Berichten habe ich eine Reihe von
nahrhaften und leckeren Siegerländer Gerichten berichtet, kein
Einheimischer käme aber auf die Idee, seine Mahlzeiten "drij
ronnerzewurje" (trocken runterzuwuergen). Wollte man auf alkoholische
Getränke verzichten, behalf man sich in frühen Zeiten mit Milch
oder Wasser. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts hielt auch der
Kaffee im Siegerland seinen Einzug, blieb aber zunächst den
vermögenden Bevölkerungsschichten vorbehalten, die armen Schlucker
schluckten Muckefuck.

Wir kennen alle die Geschichte von staatlich bestallten
Kaffeschnüfflern des Alten Fritz. Auch im Siegerland schränkten
Verordnungen den Genuß des Kaffes "mit Rücksicht auf die
Gesundheit, Nahrung und Gewerbe und häuslicher Glückseligkeit der
Untertanen" ein. Der weit über das Siegerland bekannte Arzt Johannes
Heinrich Jung, bekannt unter dem Namen Jung-Stilling, warnte: "Er
kitzelt die Nerven, schmeckt uns gut, macht uns munter und überredet
uns also, daß er ein herrlicher Kerl sei und es sogar gut mit uns
meyne. Unbemerkt aber belagert er immer mehr und mehr die edle
Vestung unseres theuren Lebens, rückt uns immer näher, schwächt
unvermerkt, reißet endlich unsere Mauern nieder. Da tritt denn der
schmalbeinige Knochenmann zu uns ein und setzt uns das Messer an die
Kehle. Das ist also die traurige Wirkung der stärkenden Kraft des
Caffe', wenn man ihn zum täglichen Getränk macht."

Nun, dieser ernsten Gefahr war der einfache Mensch der damaligen Zeit
nicht ausgesetzt. Sein Surrogat-Kaffee bestand aus gerösteten
Gartenbohnen, Eicheln und Spargelsamen, aus gebranntem Getreide, aus
Erbsen, Möhren, Rüben, Kartoffeln, Erdmandeln, Zichorien, ja sogar
aus Sumpflilien und Goldwurz.

Wenn "dr goore Boanekaffi" auf den Tisch kam, dann hatte man vorher
die billigeren grünen Kaffeebohnen gekauft und sorgfältig im
Kaffeeröster auf dem eigenen Herd gebrannt und im braunen
"Mäckeskessel" aufgebrüht. Der Kaffeesatz musste aber dann am
nächsten Tag für einen neuen Aufguß herhalten.

Ob der Herr Ronte, Lehrer einer Siegener Volkßchule Muckefuck oder
"goore Boanekaffi" in seinem "Kaffiblech" dabei hatte wissen wir
nicht, daß er aber einen Appetit auf "Gwätschedaadcher"
(Zwetschentörtchen) entwickelte, könnte der Moose Frieder bezeugen,
denn ihn schickte er in der großen Pause zum Bäcker Harr am Markt:
"Moos, spring mal schnell zum Bäcker Harr am Markt und hole mir ein
Zwetschentörtchen! Hier hast du zehn Pfennig. Aber warte, du isst
gewiß auch gern eins; so, da hast du noch einen Groschen, dafür
kannst du dir auch eins mitbringen." Frieder zog beglückt ab, und
als er gegen Ende der Pause endlich wieder anrückte, sah man ihn
schon von weitem mit vollen Backen kauen. dann wuergte er den letzten
Bissen herunter, ging auf seinen Lehrer zu und sagte: "Hier haben Sie
die zehn Pänning wieder." Als Ronte daraufhin fragte: "Ja, wo ist
dan das Zwetschentörtchen?" meinte Moose Frieder ehrlich: "Jao, Här
Lehrer, Harrsch hadde nur noch ai, onn du daochde ech, dat wöar det
minne."

Beim Bäcker Harr gab es sicher auch "Grenge". Vielleicht hätte der
Frieder ein Stück davon ersatzweise dem Lehrer mitbringen sollen.
Sicher hätte Ronte dann darauf verzichtet, die Ohrenfläche Frieders
auf ein Maximum zu dehnen.

Grenge war ein beliebter Kuchen für Beerdigungsfeiern und andere
festliche Anläße.

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