Essigherstellung Teil 2

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Rezept für 1 - YIELD

Zutaten
Menge Einheit Zutat
  ESSIGHERSTELLUNG
  Quelle : Das große Hobbyt
  ISBN : 3-8025-6142-2
....
Kategorien
! Essig
  Info
Zubereitung:
.

Quelle : Das große Hobbythek-Buch vom Essen/1

Teil 2:

Machen Sie mit uns einen Versuch:

Nehmen Sie ein Glas oder eine dickbauchige Flasche und füllen Sie sie zur
hälfte mit mit verdüntem Wein ( am besten einfacher Rotwein oder auch
Obstwein). Stellen Sie das Gefäß auf die Fensterbank, mÖglichst Südseite
denn die Essigbakterien lieben Wärme. Wenn Sie Glück haben, und das ist
auf dem Lande im Sommer und Herbst relativ wahrscheinlich, dann haben sich
innerhalb von 3 bis 4 Tagen auf dem Wein Bakterien niedergelassen. Die
Übertragung kann auch durch sogenannten Essigfliegen erfolgen, die sich vor
allem in Obst oder Weingegenden meist sehr schnell einstellen, wenn Essig
oder Alkohol länger offenstehen. Schließen Sie das Gefäß nach 3 bis vier
Tagen mit einem Baumwoll oder Leinentuch ab. Nach 2 bis 4 Wochen müsste
sich Essig gebildet haben, sofern tatsächlich Essigbakterien übertragen
worden sind. Man spricht hier vom sogenannten Orleans-Verfahren,
genannt nach der franszÖsischen Stadt Orleans, wo die
Essigfrabrikation seit dem Mittelalter Tradition hat. Dort machte man
es nicht viel anders als bei dem hier beschriebenen Versuch. Man lies
den Essig in offenen Fäßern entstehen. Und da die Weinbauern in der
Gegend von Orleans Glück hatten, und durch puren Zufall einen guten
Bakterienstamm erwischten, entstand in der Gegend ein besonders
wohlschmeckender Essig. Bei dem Orelans-Verfahren bildet sich auf dem
von Essigbakterien infizierten Wein eine gallertartige Haut, die
sogenannte Essigmutter. Sie besteht aus einer Ansammlung von
unzähligen Essigbakterien. Wenn nun die über die Essigbakterien
steichende Luft die Bakterien mit Sauerstoff versorgt, produzieren sie
den begehretn Essig. Probieren Sie den Essig schon in der
Entstehungszeit von Zeit zu Zeit. Wenn er Ihnen schmeckt, dann sind Sie
fein raus. Mit der gewonnenen Essigmutter kÖnnen Sie nämlich für
längere Zeit immer wieder neuen Essig produzieren. Sie brauchen nur
die Essigmutter in leicht verdünnten Wein zu legen, aus dem die
Essigbakterien dann innerhalb von 3 Wochen wieder neuen frischen Essig
produziert haben. Dabei kÖnnen Sie die Essigmutter, die ein ziemlich
zähes Gelee bildet, durchaus teilen, ja Sie kÖnnen Stücke davon
sogar Freunden oder Bekannten weiterschenken. In südlichen Ländern,
in denen die Wein und Obstessig-Zubereitung in der Küche immer noch
gang und gebe ist, ist eine gute Essigmutter ein sehr begehrtes
Geschenk. Warum sollen wir diese schÖne Sitte nicht auch bei uns
pflegen? Zum Verschenken nehmen Sie die Essigmutter vom vertigen Essig,
schneiden ein Stück davon ab und legen es in verdünnten Rotwein, den
Sie in eine hübsche Flasche füllen.


Die verschiedenen Verfahren der Essigherstellung:

Das Vertrauen, daß die in der Luft vorhandenen Essigbakterien das Geschäft
der Essigherstellung schon besorgen würden, ist gut. Besser aber ist die
wesentlich sicherere Methode, Essigbakterien direkt in den Wein zu geben.
Diese Methode wollen wier Ihnen dringend empfehlen. Zunächst aber noch kurz
einen Blick auf die verschiedene Herstellungstechniken von Essig, die Ihnen
zugleich zeigen soll,warum die Do-it-jour-self-Methode der Hobby- thek ganz
erhebliche Vorteile hat. Billige Essigsäure wird in der Industrie heute in
der Regel synthetisch aus Holz hergestellt. Essig braucht man nämlich nicht
nur zum Würzen von Speisen,sondem in der chemischen Indus- trie z.B. auch
als Rohstoff in der Kunststoffproduktion. Diese Essigäure kommt in
verdünnter Form als Essigessenz in den Handel. Will man sie als
normalen Haushaltsessig verwenden, dann muß man sie noch weiter bis zu
einem Säuregehalt von 5 bis 6 % weiterverdünnen. Aber von diesem
Essig mÖchten wir doch abraten. Wesentlich gesünder und auch besser
schme- ckend ist da schon der industriell gewonnene Gärungsessig, der
auf der Basis einer rein biologisch ablaufenden Gärung ensteht. Wenn
Sie nach dem Lesen dieses Kapitels überhaupt noch Essig einkaufen,
dann achten Sie doch einmal darauf, ob sich auf dem Etikett Hinweise
wie z.B. "Gärungsessig" oder "biologische Gärung" finden. Als
Rohstoff für diesen Gärungsessig nimmt man Branndwein. Man verdünnt
ihn auf etwa 10 bis 12 %. Die Essigher- steller nennen diese
Flüssigkeit Maische, obwohl es sich hier nicht um einen Fruchtbrei wie
bei der Weinherstellung handelt. Diese Maische läßt man dann durch
geeignete Essigbakterien oxidieren. Die Umwandlung der Maische in Essig
geschiet in manchen Fabriken auch heute noch in riesigen Holzfäßern,
die bis zu 1000 000 Liter FassungsvermÖgen haben. Dazu werden die
Fäßer nicht etwa mit Maische gefüllt, da würden nämlich die Essig-
bakterien sehr schnell unter Sauerstoffmangel leiden. Man füllt sie in
den oberen zwei Drittel mit vielmehr mit Buchenholzspänen, über die
man die Maische ständig rieseln läßt. Zur noch besseren
Sauerstoffzüfuhrung werden die Späne in den Fäßern ständig
gelüftet. Dadurch haben die Bak- terien auf den Buchenholzspänen
geradezu ideale Lebensbedingungen, die sie mit ständiger
Essigproduktion honorieren. In einer großen Hamburger Essig- fabrik
konnten wier nicht nur die grÖssten Holzfäßer der Welt besichtigen
sonder auch einige, die seit den 30er fast ununterbrochen in Bertieb
sind.


Fortsetzung in Teil 3 der Essigherstellung.

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