Chemie der Nahrungsmittel

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Zubereitung:
. Was muß jede Hausfrau von der Chemie der Nahrungsmittel wissen?

Alle Nahrungsmittel, welche zum Aufbau unseres Körpers dienen und zum
Fortleben notwendig sind, kann man einteilen in lösliche und
unlösliche Nahrungsmittel.

Zu den löslichen Nahrungsmitteln gehört der Zucker. Aufgelöst im
Wasser oder im Magensaft tritt er in das Blut und wird hier zur
Erzeugung von Wärme verbraucht.

Die Zahl der Nahrungsmittel, welche sich im Wasser nicht lösen, ist
viel größer, und deshalb ist es eine der wichtigsten Aufgaben der
Kochkunst, diese im Wasser unlöslichen Nahrungsmittel so
vorzubereiten, daß sie sich unter den Einflüssen des Magen- und
Darmsaftes leicht lösen. Denn jedes Nahrungsmittel muß ja zur
Unterhaltung des Lebens im aufgelösten Zustande in das Blut treten
können, sonst ist es zwecklos und ohne jeden Nährwert.

Die Eiweißstoffe kommen in gelöstem oder in festem Zustande in den
Magen. Das Pepsin und die Salzsäure des Magensaftes machen die
ungelösten Eiweißstoffe löslich, damit sie in das Blut
übergeführt werden können.

Ebenfalls im Wasser unlöslich sind die Fette, welche wir täglich
genießen; z.B. Butter. In dem Magen geht mit der Butter keinerlei
Veränderung vor sich; sehr fette Speisen sind jedoch schwer
verdaulich, weil das Fett die Eiweißstoffe umschließt und somit die
Einwirkung des Magensaftes verhindert; die genoßenen Speisen liegen
wie Bleiklumpen im Magen; für solche Behandlung rächt sich der
Magen; Druck und Schmerz stellen sich ein und am besten ist es noch,
wenn der Magen sich durch eine kleine Explosion von dem
Unverdaulichen befreit. Das Fett wandert bei normalen Verhältnissen
durch den Magen in den Darm und wird hier unter dem Einflusse des
Pankreatins so fein verteilt, daß es in die Blutbahn eintreten kann,
um seinen Zweck zu erfüllen.

Für die Köchin ist es eine Hauptaufgabe, alle fetten Speisen so
zuzubereiten, daß das Fett mit den anderen Stoffen, z.B. Mehl, recht
innig verbunden ist. Die Kuchen z.B., welche nach Dr. Ötker's
Rezepten angefertigt werden, enthalten ja auch mehr oder weniger
Butter, aber sind stets leicht verdaulich, weil durch die vielen
Poren der Magensaft mit Leichtigkeit die Eiweißstoffe angreifen und
lösen kann.

Ein anderes wichtiges Nahrungsmittel, die Stärke oder das
Stärkemehl, ist ebenfalls unlöslich im Wasser. Betrachtet man die
Stärke unter dem Mikroskope, so erkennt man, daß sie aus Körnern
besteht. Die Körner sind umschloßen von einer Zellwand, welche
unverdaulich ist, und Stärkekörner, welche im rohen Zustande in den
Körper kommen, haben gar keinen Nährwert, weil sie von den Säften
nicht gelöst werden können.

Deshalb ist es wiederum eine Hauptaufgabe der Köchin, die
stärkemehlhaltigen Speisen so vorzubereiten, daß sie im Körper
leicht gelöst werden können.

Dies geschieht auf verschiedene Weise. Rührt man die Stärke, z.B.
Weizenstärke, mit kaltem Wasser an, so setzt sich das Pulver bald am
Boden ab; erwärmt man jedoch das Wasser, so platzt die Umhüllung
jenes Stärkekornes, der Inhalt tritt heraus und nach dem Kochen
erhält man einen Brei, welcher sehr leicht verdaut wird. Dieser
Vorgang findet immer statt beim Kochen von Kartoffeln, Puddings und
Flammeris.

Beim Backen von Brot und Kuchen wird das an Stärkemehl reiche
Weizenmehl mit den anderen Zuthaten gemischt und der hohen Temperatur
des Ofens ausgesetzt. Jedes einzelne Stärkemehlkorn hat sich mit
Wasser vollgesogen, kommt in den Ofen, platzt in der hohen
Temperatur, weil das Wasser in Dampf übergeht und die Zellwand
zerreißt, der Inhalt des Körnchens wird frei und zum Teil schon in
lösliche Produkte verwandelt.

Die Kochkunst hat den Zweck, die Nahrungsmittel so vorzubereiten, daß
die verdauende Thätigkeit unserer Organe die Arbeit leicht
bewältigen kann. Ferner liegt es einer intelligenten Köchin ob,
alle auf dem Tisch gebrachten Speisen so zu würzen und so tadellos
herzustellen, daß das Einnehmen einer Mahlzeit nicht nur eine
Notwendigkeit für das Leben ist, sondern auch ein Genuß wird,
sodaß Mann, Frau und Kind so gestärkt sind, um mit neuem Mute die
Arbeiten des Berufes bewältigen zu können.

Quelle: Dr. A. Ötker's Grundlehren der Kochkunst sowie preisgekrönte
: Recepte fr Haus und Kche von 1895 (Nachdruck)

erfasst: Sabine Becker, 2. April 1997

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