Terrine und Pasteten, Top in Form

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Rezept für 1 - Text

Zutaten
Menge Einheit Zutat
  Terrine
  Pastete
  NACH EINEM TEXT VON Toni Kaiser Meyers Modeblatt 45/98
  -- Erfasst von Rene Gagnaux
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Kategorien
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  Info
  Terrine
  Pastete
Zubereitung:
. Terrinen und Pasteten, einst nur Profis vorbehalten, erobern immer öfters
auch die Küchen von Hobbyköchinnen und -köchen. Es bedarf nämlich keiner
Hexerei, damit diese zarten, leichten Leckerbißen auch weniger Geübten
gelingen.

Es ist doch alles ganz einfach und so logisch: Teig und Füllung herstellen,
ersteren auswallen, Form und Deckel ausschneiden, die Pastetenform
auskleiden, den Inhalt einfüllen, mit dem Deckel schließen, Dampflöcher
und Dekor nicht vergeßen, backen, sulzen, kühl stellen und fertig. Das ist
die ganze Pastetenhexerei! Und das alles erst noch ohne Küchenstreß, da
Pasteten und Terrinen stets im voraus zu bereitet werden. Nun, beide sind
sie nicht nur eine Augenweide auf dem Tisch, sondern sie zeigen sich auch
kulinarisch von der besten Seite und setzen jedem Menü die Krone auf. Darum
werden sie heute oft auch als die "Königlichen" gehandelt.

Tatsächlich zieht sich aber die Auffaßung der "bäürlichen Einfachspeise"
wie ein roter Faden durch ihre Geschichte. In der Antike wurden sie schon
während der Aufführung von Tragödien wie Eis am Stiel zwischen den
Sitzreihen verkauft, besonders während langweiligen Paßagen... In der Tat
hat es im hellenischen Altertum schon eine fortgeschrittene
Pastetentradition gegeben. Famoses Glanzprodukt war dabei eine
Fleischpastete des Hellenen-"Bocuse" Epainatos, eines unermüdlichen
kulinarischen Pröblers, der als "Innenleben" neben Fleisch auch Blut,
Honig, Käse, Essig und Würzkräuter verarbeitete. Die Verwendung von Blut
zum Binden zeigt eine erstaunliche Fortschrittlichkeit mediterraner
Kochkunst, der dann aber im Mittelalter ein jäher Absturz folgte; nach dem
Vorbild des Leibkochs von Tiberius (14-37 n. Chr.), Apicius, galt nun als
höchstes kulinarisches Ziel die Geschmacksmaskierung, also die
Nahrungsmittel möglichst anders auf den Tisch zu bringen, als sie
eigentlich von Natur aus schmeckten. Und was eignete sich da beßer als die
Pastete mit ihrem kaschierten Inhalt!

Das änderte sich erst, als 1533 die verwöhnte florentinische
Patrizierstochter Katharina von Medici mit einer Schar auserlesener
italienischer Köche in ihrem Gefolge zu ihrem Angetrauten, dem späteren
König Heinrich II., nach Paris zog und den Franzosen den ursprünglichen
Geschmack der Speisen wieder beibrachte, etwa mittels Kochen von Gemüse im
eigenen Saft oder Grillieren statt Zerstückeln großer Fleischstücke. Und
dazu gehörte eben auch die Herstellung kunstvoller Fleischpasteten. Der
Einfluß der italienischen auf die französische Kochkunst zeigt sich auch
sprachlich: Aus "pasta" (Teig) wurde französisch "Pate" und deutsch
"Pastete".

Von Paris aus verbreitete und differenzierte sich die Pastetenkunst nicht
nur in Frankreich, sondern über ganz Europa hinweg. Pasteten mit Zutaten
aus Kalb, Hirsch, Reh, Hase, Ente, Pfau, Fisch, Spargeln, Broccoli,
Ochsenzunge, Kuheutern, Leber, Nieren, Spirituosen oder auch mit Trüffeln
zeigen, wie differenziert die Pastetenbäcker ihr Handwerk nun verstanden.
Der Gipfelpunkt wurde um 1778 mit der "Pate de foie gras" des
Pastetenbäckers Jean-Pierre Clause in Straßburg erreicht, der
Pastetenhochburg schlechthin. Die Gänseleberpastete brachte seinem
Arbeitgeber, dem Marechal de Contade, von König Ludwig XV. einen Landbesitz
in der Picardie und ihm selbst eine Summe von 50 Goldstücken ein. Die
Serienproduktion gerade dieser Pastete nahm ihren Anfang, und noch heute
werden in Straßburg mehr Gänseleberpasteten und -terrinen hergestellt und
genoßen als irgendwo sonst auf der Welt.

Der Unterschied zwischen Pastete und Terrine liegt übrigens in ihrem
"Kleid": Alles, was als Farce in einem Teigmantel daherkommt, ist eine
Pastete. Terrinen aber sind jene, die sich in schöner Unverhülltheit als
Farce präsentieren und damit unverfälscht den reinen Genuß bieten. Die
Farce, eine mehr oder weniger fein gehackte aromatische Füllung aus rohen
oder gekochten Produkten, wird in eine Form gefüllt, die etwa mit Speck
(intensiviert den Geschmack der Farce und hält sie saftig) oder einem
Schweinsnetz ausgelegt ist und kommt allenfalls ins Wasserbad und/oder in
den Ofen.

Ob sie mit oder ohne Teigmantel beßer schmeckt, darüber streiten sich die
Geister seit Jahrhunderten. Doch da sich über Geschmack bekanntlich eben
nicht streiten läßt, wird dieser wohl auch noch ewig andaürn. Einfacher
hat es, wer sich ans Auge hält. Denn da ist die Pastete mit ihren
Teigornamenten ein wahrer ästhetischer Genuß, ein Kunstwerk, das den
Appetit auf ganz spezielle Art anregt. Doch seien wir ehrlich: Beide sind
sie Werke, auf die der Hersteller, ob Profikoch oder Laienbäckerin, stolz
sein darf. Das Schöne daran ist ja gerade, daß Terrinen und Pasteten
jedermann und jederfrau die einzigartige Möglichkeit bieten, aus ganz
gewöhnlichen Zutaten ein außergewöhnliches Meisterwerk zu kreieren, das
Auge und Gaumen ohne Einschränkung zu begeistern vermag.

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