Der Barsch, eine Kurzgeschichte

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Rezept für 1 - Text

Zutaten
Menge Einheit Zutat
  BARSCH, MEERBARSCH
  Wolfsbarsch
  Bass; engl.
  Loup de mer, bar; franz.
  Spigola; ital.
  Robelo; ital.
  BARSCH, FLUSSBARSCH
  Gestreifter Barsch, Egli
  Perch; engl.
  Perche; franz.
  Pesce Persico; ital.
  Perca; span.
  NACH EINEM AUFSATZ VON
  Claus Schweitzer Meyers Mode
....
Kategorien
! Fisch
  Süßwasser
  Barsch
  Info
Zubereitung:
. Der Barsch wird von großen Köchen verehrt, weil er so vielseitig
ist. Wo der Barsch genau herkommt, darüber gehen die Meinungen
ziemlich auseinander. Die einen bestehen darauf, daß er ein
Süßwasserfisch sei, der nur in Europa, Nordasien und Nordamerika
heimisch ist. Die anderen schwören, er tummle sich im Mittelmeer.
Das eine ist so wahr wie das andere. So kann man ihn in den Lagunen
Venedigs sehen, von wo er sich allerdings zum Laichen in die
Flussmuendungen zurückzieht, aber genauso auch entlang der
afrikanischen und französischen Atlantikküste.

Einerlei, der Barsch ist in Mode, besonders in Frankreich, wo ihn
Starkoch Paul Bocuse einst für die Nouvelle Cuisine entdeckte. Dort
heißt der Barsch jedoch nicht einfach Barsch. Sondern Loup de mer.
Zu deutsch: Seewolf. Woraus wir schließen, daß er auch im Land der
Gallier seiner Raubsucht frönt. Nicht umsonst ist er dieser
unlöblichen Eigenschaft wegen in Deutschland sogar als Anbeiß
bekannt.

Allein sieht man ihn selten. Denn schiiesslich ist der Barsch ein
äusserst geselliger Fisch. Was leider nicht zur Folge hat, daß man
ihn gleich schwärmeweise vom Grund des Meeres an Land ziehen kann.
Ganz im Gegenteil: Der Barsch ist ebenso intelligent wie
misstrauisch. Ihn zu fangen setzt große Meisterschaft voraus.
Zumindest sind es nur die erfahrensten Fischer, denen es gelingt,
diesen gefräßigen Fisch aus etwa dreißig Meter Tiefe an die
Oberfläche zu befördern. Wozu sie im übrigen 250 Meter lange
Drahtseile benutzen, an die im Abstand von fünf Metern kräftige
Schnuere von unterschiedlicher Länge geknüpft sind. Dann braucht
nur noch der Wind aus dem Nordosten zu kommen und die
Wassertemperatur auf 15-16 Grad abzusinken, und der Barsch springt
fast von selbst an die subtil versenkten Haken. Die solcherart, also
a la ligne, gefangenen Fische sind unwidersprochen den mit Netz
erbeuteten vorzuziehen. Jene kommen nämlich erst nach stundenlanger
Kaperfahrt erstickt an Bord, während die anderen von der Angel
direkt in einen großen Wassertank schlüpfen, wo sie quicklebendig
auf Ofen oder Bräter warten.

Während der Wolfbarsch im Meer nur in einer Art vorzukommen scheint,
taucht er in süßen Gewäßern gleich in zweien auf: als Fluss- oder
Buntbarsch, wenn er zwischen 20 und 30 cm mißt und bis zu einem Kilo
wiegt. Als Kaul-, Kugel- oder Goldbarsch, wenn er nur halb so groß
ist.

In jedem Fall geht es bunt zu bei Familie Barsch. Nicht umsonst
zählt man sie zur farbenprächtigsten Spezies in unseren Gewäßern.
Ihre Schuppenpracht läßt sich einfach beschreiben: Am Rücken ist
sie silbergrau bis blaugrün, am Bauch weiß. Die ganze Pracht
schmücken dunkle Querbinden, gestreifte Rückenfloßen und rote
Bauch- bzw. Schwanzfloßen. Auch die Kiemen sind dunkelrot. Übrigens
das sicherste Zeichen dafür, daß der Fisch noch frisch ist.
Bereitet man ihn noch am Einkaufstag zu, bleibt er's auch. Dann kann
absolut nichts den Genuß verderben. Nicht einmal seine Gräten. Denn
freundlicherweise hat er nur wenige davon.

Dafür gibt es dann um so mehr Zubereitungsarten. Und jede bring sein
weißes Fleisch bestens zur Geltung. So schmeckt er dem Gourmet
gesotten wie geschmort, mariniert wie gebraten. Welcherart er auf der
Karte zum Beispiel als "Barsch Joinville" auftaucht, nämlich
angerichtet mit frischen Krabben und Champignons. "Korsische Art"
heißt, daß der Barsch seine Würze einem Stück Ziegenkäse und
einer Prise Thymian verdankt. Und weil Fisch ja bekanntlich schwimmen
muss, empfiehlt sich ein Gläschen trockener Weißwein dazu.

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