Spargelissimo

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Rezept für 1 - Info

Zutaten
Menge Einheit Zutat
  SPARGELISSIMO
  Einiges über Spargel
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Kategorien
! Aufbau
  Spargel
  Info
Zubereitung:
. Sie sah apart aus, war schlank, ohne mager zu sein, brünett, elegant, kein
Mädchen mehr, aber auch noch keine Frau, kurz: ein Menschenkund wie aus
dem Journal des Luxus und der Moden. Ihre Art, mich nicht zu sehen, war so,
daß man nicht wußte, ist es Desinteresse, Keuschheit oder Koketterie. Ich
werde sie nie, nie vergessen, denn sie kaufte mir bei "Huizenga" in Bonn
das letzte Pfund frischen Spargelweg.
Die "Schmeichelei des Gaumens", wie Cato, der Römer, den Spargel beschrieb
- er aß ihn gekocht, in Stücke geschnitten und mit Honig gesüßt, als
eine Art Kompott zu Pasteten - hat im Mai und Juni seine hohe Zeit. Dank
eines funktionierenden Weltmarktes gibt es zwar das ganze Jahr über
Spargel. Irgendwo wird immer geerntet. Aber der Gourmet, der weiß, daß
Spargel am besten schmeckt, wenn er am selben Tag, an dem er gestochen
wurde, noch auf dem Teller liegt, erwartet die heimische Saison mit der
Sehnsucht eines Liebenden. Ihm ist es zimelich egal, ob die Bäume jetzt
ausschlagen und die Herzen knospen - Hauptsache, die Spargel heben in
deutscher Erde ihre Köpfchen!
Leider gibt es nur wenige Köche, die diesem Edelgemüse den gebührenden
Respekt erweisen.Statt den "Asparagus officinalis", wie er bei den
Lateinern heißt, solistisch einzusetzen, wird er mit Schinken, Steaks,
Langusten, Lachs, dicken Tunken, Käse und werweißnochwas befrachtet.
Solche Kombinationen gleichen einem kulinarischen Verrat, denn abgesehen
davon, daß sie langweilig und oft nur protzig sind, degradieren sie den
Spargel zur Beilage, zur Staffage für Fleisch und Fisch.
Ich will den Spargel exklusiv. Er soll im Mittelpunkt der gastronomischen
Inszenierung stehen und nicht wie Trixie als dritte von rechts im
Bühnenschatten.
Mein Gott, mit Spargel läßt sich doch so vieles anstellen, und es hängt
einzig von der Tageslaune ab, welche Sorte man wie zubereitet. Am
beliebtesten in deutschen Esszimmern ist immer noch der weiße Spargel; er
behält seine jungfräuliche Farbe, weil er in der Erde gestochen wird.
Etwas herber schmeckt sein bläulicher Gevatter - die Verfärbung kommt
durch die Luft, weil man mit dem Ernten wartet, bis der Spargel die Erde
durchbrochen hat. Oberirdisch wächst der grüne Spargel, der seinem wilden
Bruder ähnelt, ein würziges Aroma hat und zunehmend Freunde gewinnt. Ihn
braucht man übrigens nur am unteren Drittel zu schälen, und er kommt - je
nach Dicke - mit zehn bis fünfzehn Minuten Kochzeit aus, wogegen der
weiße Spargel cirka fünf Minuten länger köcheln muss.
Wenn der Spargel gar ist - und das ist er, sobald er sich leicht
durchbiegt, wirklich nur ganz leicht-, wird er auf einer angewärmten
Serviette trockengelegt und gleich in einer heißen Schüssel aufgetragen.
Aber bitte nicht zugedeckt, denn unter einem Deckel würde der Dampf auf
den Spargel zurückschlagen, ihn wäßrig machen und gnadenlos die Sauce
Hollandaise verhunzen, die flankiert von Pellkartoffeln, eine ebenso
klassische wie köstliche Begleitung zu weißem Spargel ist.
Delikat schmeckt der Spargel auch lauwarm mit einer Vinaigrette; sind
Eisenbieger unter den Gästen, kann man die Sauce mit gerösteten
Speckwürfeln anreichern. Göthe soll dem Spargel mit seiner beliebten
Grünen Sauce zugesprochen haben. Originell ist die Variante, über die
Spargelköpfe das Gelbe eines sehr weich gekochten Eies fließen zu lassen
und mit einer Spur Muskat zu würzen. Selbst die simpelste Version, also
die mit geschmolzener Butter, summiert sich mit Kartoffeln und einem
fränkischen oder badischen Silvaner zu einem kompletten Essen. Mehr ist
nicht nörig, sofern der Wein herb ist und frisch der Spargel.
Der Spargel muß lebensfroh glänzen. Sind die Enden hell und saftig, ist
der Spargel in Ordnunf, wirken sie gelb oder gar schon bräunlich
verfärbt, trocken und rissig, sollte man die Hände davon lassen.
Tagesfrischer Spargel schmeckt als Vorspeise auch roh, in Scheiben
geschnitten und mariniert in einer Sauce aus Olivenöl, einigen Tropfen
Weinessig, etwas Weißwein, Salz, einer Prise Zucker sowie kleingehackten
Kräutern. Damit harmoniert besonders gut ein Riesling aus dem Rheingau,
der Pfalz oder dem Elsass. Zu grünem Spargel, erst gekocht und dann in
Butterbrösel gewälzt, paßt ein Weißburgunder aus Franken. Vorzügliche
Spargelbegleiter sind auch Grüne Veltliner sowie Sauvignon blanc aus
Österreich von Top-Winzern wie Emmerich Knoll, Sepp Moser, Alois Alzinger,
Erich & Walter Polz, Alois Groß, manfred Tement.
Allgemein läßt sich sagen, daß jeder gute Weißwein, der weder lieblich
noch parfümiert schmeckt, zu Spargel passt. Gute Harmonie versprechen
Gewächse mit mineralischer und feinkräuteriger Würze. Dazu zählen
Silvaner, Weißburgunder, Chabblis, Riesling und speziell der Clos s la
Coulée de Serrant von der Loire. Ein Gavi aus Piemont und provencialischer
Blanc de Blancs wird ebenso passen wie Champagner. In jedem Fall gilt, daß
ein kleiner Wein zu einem schönen Spargel immer eine Fehlentscheidung ist.

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