Garmethoden in China, 1/9

zurück liste weiter

Rezept für 1 - Info

Zutaten
Menge Einheit Zutat
  Hitze
....
Kategorien
! Info
  Hitze
Zubereitung:
. 1. Chu

Mit dem Wort Chu bezeichnet die chinesische Sprache das Kochen im
allgemeinen. Genauer bedeutet es "In-Wasser-Kochen". Dieser kulinarische
Prozess muss genau kontrolliert und zeitlich praezise abgepasst sein. Man
darf nichts zu lange kochen, weil sonst viele Geschmacksstoffe und Saefte
ins Wasser uebergehen; genausowenig aber sollte man Nahrungsmittel zu kurz
kochen. In der chinesischen Kueche kontrolliert man die Temperatur einer
Fluessigkeit, indem man sie auf starkem Feuer sprudelnd aufwallen laesst und
dann so wenig kaltes Wasser (oder eine andere Fluessigkeit) zufuegt oder die
Hitze so reguliert, dass es nur noch leise koechelt.

Haeufig kocht man Fleisch und Gefluegel auf diese Weise. Das gegarte Fleisch
wird danach in duenne Scheiben oder mundgerechte Stuecke geschnitten und mit
verschiedenen Dipsaucen serviert. Solche Dips kann man aus verschiedensten
Zutaten und Saucen herstellen, zum Beispiel unter Verwendung von
feingehacktem Ingwer, Schnittlauch, Schalotten, Sojasauce, Chili, Sherry,
Senf, Pflaumensauce, Tomatenpueree usw. Man kann Fleischstuecke oder
-scheiben auch in einer trockenen Gewuerzmischung wenden, zum Beispiel einer
Mischung aus Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer und Fuenf-Gewuerze-Pulver (diese
Gewuerzmischung besteht aus feingemahlenem Anis, Zimt, Nelken, Fenchelsamen
und Sternanis zu gleichen Teilen und ist im Handel erhaeltlich).

Kochen in Fluessigkeit ist eine sehr beliebte Garmethode, weil dadurch der
Eigengeschmack der Zutaten unverfaelscht erhalten bleibt. Mit den kraeftig
gewuerzten Dips und Gewuerzmischungen kann spaeter jeder einzelne sich seine
Portion nach Belieben abschmecken.

2. T'ang oder T'ang P'ao

Diese Methode koennte man vielleicht als "Schnell-Kochen" bezeichnen. Sie
ist eine Variante des bereits beschriebenen Chu. Man bringt Wasser, Bruehe
oder Suppe zum heftigen Aufwallen und taucht ganz kurz die zu garenden
Zutaten hinein, die normalerweise in Scheiben, Streifen oder kleine Stuecke
geschnitten sind. Noch einfacher ist es, die vorbereiteten rohen Zutaten in
einer Schuessel anzurichten und die brodelnd kochende Fluessigkeit
darueberzugiessen. Durch die Hitze werden die Zutaten "versiegelt" (das
heisst, die Poren schliessen sich) und augenblicklich gar. Dann werden sie
in Dips und Wuerzmischungen gestippt und verzehrt. Man nennt diese
Garmethode auch manchmal He.

3. Shuan

Wird der eben beschriebene Vorgang nicht in der Kueche, sondern auf dem
Tisch zelebriert und die Fluessigkeit dazu auf einem Stoevchen oder Rechaud
erhitzt (was sich vor allem an kalten Winterabenden empfiehlt), nennt man
das Shuan.

Auf diese Weise bereitet man meistens in sehr feine Scheiben geschnittenes
Fleisch zu, zum Beispiel Rind, Lamm, Nieren, Leber oder auch Huehnchen. Das
bekannteste Gericht dieser Art ist der 'Mongolische Feuertopf aus Peking mit
Lammfleisch'. Er stammt aus den weitlaeufigen Praerien Zentralasiens.

4. Ch'in

Ch'in bedeutet "Bei-langsam-nachlassender-Temperatur-in-Wasser-Kochen". Man
kontrolliert die Hitzezufuhr, indem man zur rechten Zeit den Topf vom Feuer
zieht. Zunaechst bringt man die Fluessigkeit (meistens Wasser) zum Kochen,
fuegt das Gargut zu und schaltet nach kurzem Aufwallen die Hitze aus, so
dass der eigentliche Garprozess durch die Speicherwaerme geschieht.
Natuerlich richtet sich das nochmalige Aufkochen nach der jeweiligen Garzeit
des Nahrungsmittels, es sollte jedoch nie laenger als etwa eine Minute
dauern.

In China kombiniert man diese Garmethode haeufig mit anderen, bis das
Gericht scliesslich vollendet ist. Das heisst, man wendet fuer viele Speisen
zuerst diese Methode an, gart aber dann auf andere Weise fertig, denn sie
eignet sich nur fuer sehr zarte, junge Gemuese und Fleischstuecke. Ein gutes
Beispiel hierfuer ist das 'Kristallhuehnchen': Man gibt ein junges Huhn in
heftig wallendes Wasser, laesst es eine Minute darin kochen und dann neben
dem Feuer langsam in der Fluessigkeit abkuehlen. Danach loest man das
Fleisch von den Knochen, schneidet es in mundgerechte Stuecke und serviert
es mit verschiedenen Dips. Man kann das unzerteilte Huehnchen auch in Wein,
Alkohol. Salz, gehacktem Schnittlauch, Ingwer und Knoblauch marinieren und
ohne weiteres Garen als 'Betrunkenes Huehnchen' reichen - es schmeckt
vorzueglich als Vorspeise.

Ein grosser Vorteil der Ch'in-Methode: Durch das Eintauchen in kochende
Fluessigkeit schliessen sich sofort alle Poren und Saft, Aroma und
Wuerzstoffe bleiben erhalten (vorausgesetzt, die Zutaten sind von bester
Qualitaet!). Zarte Zutaten brauchen nun nicht mehr laenger zu kochen, es
genuegt, wenn sie die naechsten 10 bis 20 Minuten in der langsam
abkeuhlenden Fluessigkeit ziehen.

Frisches Gemuese und junges Gefluegel schmeckt viel aromatischer und
wuerziger, wenn es auf diese Art gegart wird, statt in der ueblichen Weise
gekocht.

Ch'in ist nicht nur eine Methode, in Wasser zu garen, sondern auch in Bruehe
oder Oel. Man spricht dann vom "Kochen-bei-schwindender-Bruehehitze" oder
"Kochen-bei-schwindender-Oelhitze".

#NI **
#NO Gepostet von Peter Holm
#AT Peter

zurück liste weiter

Aufgerufen: 140

Luisa Rezepte . Anna's Übersicht

Full List