Rezept für 1 - Portionen
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. | Zunaechst ein bisschen Geschichte: Wir haben nie verstehen koennen, warum man eigentlich von jemandem, der alles kommentieren muss, sagt: " Immer muss du deinen Senf dazugeben ". Senf ist naehmlich ein ueberaus vielseitiges Produkt der Natur, wie wir gleich sehen werden. Wussten Sie , dass die Senfkoerner der Samen einer wilden Kohlart sind? Diese einjaehrige und gelbbluehende Pflanze, die es auch wild gibt, hat eine sehr alte Geschichte. Man kannte sie bereits im klassischen Griechenland, was man beim alten Philosophen und Mathematiker Pythagoras nachlesen kann. Seine Karriere begang der Senf nicht als Genuss- mittel sondern als Heilmittel, was er heute nur noch in zweiter Linie ist. Vielleicht kennen Sie noch das Senfpflaster, das man bei Rheuma und aehnli- chen Krankheiten anwendet. Dieses Pflaster enthaelt Senfmehl, das die Durchblutung der Haut und der darunter liegenden Organe foerdert. Schon im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung hat der beruehmte griechische Arzt Pedanios Dioskurides in seiner Arzneimittellehre " Materia Medica " die heilende Wirkung des Senfs beschrieben. Die Roemer waren es schliesslich, die etwa zur selben Zeit den Senf als Wuerzpflanze entdeckten. Ebenfalls im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung beschrieb der Roemer Columella ein Senfrezept, dessen Bestandteile Senfkoerner, Wasser, Soda und Essig waren. Die Roemer waren es auch, die die Senfpflanze ueber die Alpen die Alpen in unsere Land brachten. Urspruenglich war sie als Akerkraut vor allem in Kleinasien verbreitet, wo die Griechen den Senf kennengelernt haben. Und so taucht er auf deutschem Gebiet zum ersten mal im Jahre 795 in einer Schrift "Karls des Grossen" auf, der nicht nur das Anlegen von Kraeuter- gaerten anordnete, sondern auch den Senfanbau. Das Senf schon in fruehen Zeiten keine Allerweltspflanze war, geht aus verschiedenen Schriften hervor, die dem Senf magische Kraefte zuwiesen. So behauptete zum Beispiel der Roemer "Plinius", dass drei mit der linken Hand gepflueckte Blaetter des weissen Senfes, die man zusammen mit Honigwasser verspeist, ein hervorragen- des Aphrodisaikum seien, also die Liebeskraefte anregen. Nach einer anderen Quelle hat der Senf die Eigenschaft, Schlangen zu vertreiben. Dazu braucht man nur einige Blaetter zu verbrennen; der Rauch besorgt dann sein Werk. Nun, auf solche Zauberwirkung des Senfes sollte man sich vielleicht nicht allzu sehr verlassen. Als Heilmittel ist der Senf aber durchaus ernstzu- nehmen. Senf-ein Heilmittel aus Grossmutters Zeiten: Vom Senfpflaster war schon die Rede. Man kann sich einen Senfwickel mit derselben Wirkung aber auch selbst herstellen. Dazu werden ganz normale gelbe Senfkoerner gemahlen. Dieses Verfahren bietet ihnen die Gewaehr dafuer dass das Senfmehl nicht entoelt ist. Denn das Oel enthaelt den eigentlichen Wirkstoff (dazu gleich mehr). Ruehren Sie das Senfmehl mit warmen Wasser zu einem dicken Brei an. rheumatischen Beschwerden oder Gelenkschmerzen traegt man diesen Senfbrei auf die schmerzenden Stellen auf und deckt das Ganze mit einem Tuch ab. Bei Augen und Ohrenschmerzen kommt dieser Wickel allerdings auf den Nacken. Und bei Bronchialkatarrh legen Sie ihn auf die Brust. Lassen Sie die Auflage solange liegen, bis die Haut krebsrot und warm geworden ist. Das dauert in der Regel eine viertel bis zu einer halben Stunde. Anschliessend wird die Stelle mit warmen Wasser abgewaschen und gut warmgehalten. Dieser Senfbrei muss vor jeder Behandlung frisch zubereitet werden. Wer cronische kalte Fuesse hat, und an einem gestoerten Kreislauf leidet, beides hat in der Regel miteinander zu tun, der sollte es einmal mit einem Fussbad aus 5 Liter Wasser und 50 g Senfmehl probieren. Das Wasser sollte gut warm sein. Die heilende Wirkung des aetherischen Senoels macht sich auch hier durch Brennen auf der Haut bemerkbar. Der Senf als Gewuerz hat durchaus mit dem Senf als Heilsmittel etwas zu tun. Die meisten Gewuerze machen unsere Speisen naemlich nicht nur wohlschmekender, sondern versehen sie zusaetzlich mit Spurenelementen und anregenden Wirkstoffen. So bringen Gewuerze z.B. den Speichelfluss in Gang, der fuer die Verdauung sehr wichtig ist. Die Lust am Essen hat also durchaus ihre medezinische Seite. Das bestaetigt auch die Aerztin G.Hauschka mit ihrem Satz: " Eine mit Lust begangener Diaetfehler bekommt manchmal dem Patienten besser als eine hineingequaelte Diaetspeise". Die medezinische Forschung hat aber heraus- gefunden, dass Senf nicht nur die Produktion von Verdauungssekreten im Magen und Darm guenstig beeinflusst und die Darmbewegungen anregt, sondern dass er auch auf den Blutdruck regulierend einwirkt. Ausserdem hat er antibakter- ielle Eigenschaften; er wirkt also entzuendungshemmend. Wie kommt diese Wirk ung zustande ? Der wichtigste Wirkstoff ist das Senfoel, das nicht nur heilende Wirkung hat, sondern auch fuer den scharfen Geschmack des Senfes verantwortlich ist. Dieses Senfoel bildet sich allerdings erst in einem chemischen Prozess, der in Gang kommt, wenn das Mehl des gemahlenen Senf- kornes mit Wasser vermischt wird. In diesem aetherischen Oel ist es wieder- rum das Glykosid Sinalbin, das die heilende Wirkung und den scharfen Geschmack bewirkt. Sie koennen diesen allmaehlichen Prozess der Senfbildung selbst nachvollziehen. Zerkauen Sie ein paar Senfkoerner, die zunaechst durchaus mild und noch gar nicht typisch nach Senf schmecken. Nach kurzer Zeit bildet sich aber durch Vermischung des Senfes mit dem Speichel das Scharfe Senfoel, dass sich durch seinen scharfen Geschmack verraet. Dieser Umwandlungsprozess wird durch ein Enzym bewirkt, das ebensfalls im Senkorn enthalten ist und durch Wasser aktiviert wird. Weiter in Teil 2 der Senfherstellung. #AT Juergen |
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