Emotionen und Essverhalten (Info)

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Menge Einheit Zutat
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  von Claudia Wolters
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  Ernährung
Zubereitung:
. Sind Sie eher der Typ "Frustesser", der bei Stress haufenweise
Schokolade vertilgt oder eher der lustbetonte Geniesser? Jeder
weiss: Essen ist mehr als die schlichte Aufnahme von Naehrstoffen
und Vitaminen. Den emotionalen Gehalt der Nahrung untersuchen
Psychologen an der Universitaet Wuerzburg in einer aktuellen Studie.

_Gefuehle und Essen - Ein Paar von Anfang an_

Die individuelle Entwicklung des Essverhaltens ist von Anfang an
verknuepft mit emotionalen und sozialen Reizen. Die erste
grundlegende Verbindung zwischen den Gefuehlen und der
Nahrungsaufnahme ist das Stillen. Der Saeugling bekommt Nahrung,
Zuwendung und Koerperkontakt von seiner Mutter. Auch im weiteren
Leben setzt sich die Verbindung zwischen Gefuehlen und Essverhalten
fort.

Jeder kennt vermutlich positive und negative Geschmackserinnerungen
aus der Kindheit, eng verknuepft mit Gefuehlen und bestimmten
Ereignissen. Der Weihnachtsschmaus bei den Grosseltern, die
Zuckerwatte auf der Kirmes, die glibberige Suelze bei der
unbeliebten Tante.

Ein fluechtiger Duft, eine unerwartet aufblitzende
Geschmacksempfindung - bei manchem reicht schon der Gedanke an ein
bestimmtes Aroma, und laengst vergangene Situationen tauchen wieder
auf. Dazu gehoeren nicht nur Erinnerungen an das Essen, sondern auch
an die damit verbunden Geschichten und Lebensumstaende.

Schmecken, Riechen, Emotionen und Erinnerung sind auch im Gehirn
verknuepft. Der Geruchs- und der Geschmackssinn senden ihre
Nervenleitungen unter anderem zum limbischen System, einem
Hirnareal, dass Bedeutung hat fuer die Steuerung der gesamten
emotionalen Grundeinstellung und die Gedaechtnistaetigkeit.

_Der Schokoladenversuch_

Was Gefuehle mit unserem Essverhalten zu tun haben, untersucht das
Team von Dr. Michael Macht an der Uni Wuerzburg. In verschiedenen
Experimenten ist er der Frage nachgegangen, ob sich Angst,
Traurigkeit, Aerger und Freude in ihrer Wirkung auf das Essverhalten
unterscheiden. Beispiel Schokolade: "Suessigkeiten sind Frustfutter"
- so die weit verbreitete Annahme. Schokolade gilt als
Stimmungsaufheller, Troester, ein Zueckerchen fuer die Seele. Ist
das tatsaechlich der Fall?

Michael Macht und seine Kollegin Sonja Roth zeigten 48 maennlichen
Versuchsteilnehmern verschiedene Filmausschnitte, um bestimmte
Emotionen zu wecken. Eine Szene aus der Komoedie "Harry und Sally"
sorgte fuer Heiterkeit. Mit einem Ausschnitt aus dem Boxerfilm "The
Champ" wurde dagegen Trauer erzeugt: Ein kleiner Junge erlebt den
Tod seines Vaters mit. Anschliessend mussten die Versuchspersonen
Schokolade essen, deren Geschmack und Wirkung beschreiben. Ausserdem
wurden sie befragt, wie es um den Wunsch nach mehr Suessem stand
oder wie ihr Hungergefuehl vor und nach den Filmsequenzen war.

Das erstaunliche Ergebnis: Bei Freude schmeckte die Schokolade
besser und der Wunsch mehr davon zu essen war staerker. Bei
Traurigkeit war der entgegengesetzte Effekt zu beobachten, ein
verminderter Wohlgeschmack und ein geringerer Wunsch mehr davon zu
essen. Das heisst, im "Schokoladen-Experiment" entwickelten die
Versuchspersonen genau dann mehr Appetit auf Suesses, wenn sie guter
Laune waren.

_Freude oeffnet die Sinne_

Wie erklaert sich der Psychologe das Ergebnis? Freude, so Dr.
Michael Macht, ist verbunden mit einer "Oeffnung der Sinne". Die
Bereitschaft des Organismus Reize von aussen aufzunehmen, sie zu
verarbeiten und die Aufmerksamkeit fuer die Umgebung wird durch
Freude intensiviert. In diesem Zustand ist man natuerlich auch offen
zum Beispiel fuer Geschmacksreize, wie sie Nahrungsmittel bieten.
Schokolade schmeckt gut, sie ist mit positiven affektiven Emotionen
verknuepft und offensichtlich kann Freude diese Reaktionen
intensivieren.

Bei Traurigkeit hingegen wendet man sich von der Aussenwelt ab, sie
ist weniger wichtig. Ein Mensch der traurig ist, ist nach innen
gekehrt, hat also weniger Aufmerksamkeit fuer aeussere Reize. Das
gilt natuerlich auch fuer Nahrungsreize, so dass der Wohlgeschmack
fuer ihn kaum eine Rolle spielt.

_Hunger macht schlechte Laune_

Dass sich Aerger und Stress auf das Essverhalten auswirken, kennt
fast jeder aus dem Alltag. Die Psychologen wollten wissen, ob
umgekehrt auch die Nahrungsaufnahme diese Gefuehle beeinflussen
kann. Eine Gruppe der Versuchsteilnehmer bekam ueber einen ganzen
Tag hinweg energiereiche Kost, die andere energiereduzierte. Um
Aerger auszuloesen, wurden die Versuchspersonen dann ueber
Kopfhoerer eine halbe Stunde lang mit starkem Laerm beschallt. Die
Hungrigen waren schneller und staerker genervt, als die Personen,
die gut gesaettigt waren. Das heisst, im Hungerzustand neigen wir
offensichtlich dazu, staerker emotional zu reagieren.

Auf den normalen Alltag uebertragen heisst das, manchen Ausraster
nach langem Arbeitstag und ausgefallenem Mittagessen koennte man
sich sparen, indem man sich trotz Stress die Zeit fuer ein ruhiges
Essen nimmt. Das lohnt sich nicht nur fuer den Magen, sondern auch
fuer das emotionale Gleichgewicht.

_Bei Aerger wird geschlungen_

Von den verschiedenen Emotionen, die an der Uni Wuerzburg untersucht
wurden, hat sich der Aerger besonders stark auf das Essverhalten
ausgewirkt. Das zeigt sich auch beim Kauverhalten, das bei vielen
Experimenten analysiert wurde. Bei starken Gefuehlen, besonders bei
Aerger, wird weniger und nachlaessiger gekaut.

_Unkontrolliertes Frust-Essen_

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