Spitzkohl und Wirsing - Kohl in seiner feinsten Form (Info)

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Zutaten
Menge Einheit Zutat
1 Info
  von Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer
....
Kategorien
! Information
  Gemüse
Zubereitung:
. Kohlkoepfe findet man auf dem Markt rund ums Jahr in allen Formen
und Farben, in den unterschiedlichsten Groessen und vielerlei Arten:
Diesmal interessieren uns nur die Spitzkohlkoepfe mit ihren hellen
beziehungsweise hellgruenen Blaettern und der strotzende runde
Wirsing, aussen vornehm dunkelgruen und innen zum Herz hin strahlend
gelb. Wenn man jedoch Kohl als Sommergemuese betrachtet, faellt auf,
dass man merkwuerdig oft bei uns viele Gemuese immer erst dann
gegessen hat, wenn sie ihren geschmacklichen Zenit bereits hinter
sich hatten. Das war zu jenen Zeiten, als man immer erst das alte
Brot aufessen musste, bevor man das frische anschneiden durfte. Und
bis es dann endlich erlaubt war, war das neue Brot leider auch alt
geworden ...

Der Grund: Kohl war eines der wenigen Gemuese, die sich in einem
guten Keller problemlos ueber den Winter hinweg aufbewahren liessen
und so auch in kargen Zeiten fuer Vitamine sorgten. Deshalb glauben
viele Menschen, es handle sich um ein Wintergemuese. Dabei haben
sowohl Wirsing als auch Spitzkohl ihren absoluten Hoehepunkt im
Sommer. Dann sind die Blaetter nicht fest, faserreich und
stoerrisch, sondern zart, von vollendet sanftem Biss. Fuer unsere
Rezepte haben wir mal wieder ueber die Grenzen geblickt und geguckt,
was man anderswo mit Kohl anstellt.

_Warenkunde_

Leider hat der arme Kohl ja in Feinschmeckerkreisen gar keinen guten
Ruf. Mit "Kraut und Rueben" bezeichnet man nicht von ungefaehr ein
ziemliches Durcheinander. Und wenn man vom Arme-Leute-Geruch
spricht, der in irgendeinem Hausflur herrscht, dann ist strengster
Kohlduft damit gemeint. Das ist ungerecht. Denn Kohl ist delikat,
kann wunderbar schmecken und muss durchaus nicht unangenehm riechen.
Vor allem, wenn man den Kohl isst, solange er jung und zart ist und
mit geringen Garzeiten auskommt.

"Kohl muss kochen, dass ihm die Schwarte kracht", heisst es - das
mag ja fuer den robusten Winterkohl zutreffen, junger Sommerkohl
jedenfalls bedarf weder der kraeftigenden Schweineschwarte noch
ueberlanger Kochzeiten.

Beim Wirsing schliessen sich die Blaetter locker zum Haupt zusammen,
so dass man ihn - eine der einfachsten und delikatesten
Zubereitungen - einfach nur zu vierteln braucht, um ihn fuer eine
herrliche Beilage kurz zu duensten. Im Winter, wenn die Blaetter
dicker sind und eng zusammengewachsen, muss man das Kraut fein
schneiden und mit reichlich Fett lange schmoren, um die Fasern
aufzuschliessen und den Kohl besser verdaulich zu machen. Fuer viele
ist deshalb Wirsinggemuese mit Speckgeschmack verbunden. Dabei
braucht er diese staerkende Begleitung wirklich nicht, solange er
jung ist.

Der Spitzkohl ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden,
gerade weil er im Sommer so wunderbar lockere, leichte Koepfe
liefert. Urspruenglich handelte es sich um eine Sorte, die man rund
um Stuttgart fuer die Sauerkrautproduktion anbaute. Inzwischen aber
haben auch die Gaertner anderswo entdeckt, dass diese huebschen,
spitzen Koepfe gut zu verkaufen sind. Die suessen, zarten Blaetter
sind rasch in der Pfanne oder im Wok gebraten, eine Prise Zucker
verstaerkt den milden Geschmack, und eine Spur Cayennepfeffer gibt
dann den richtigen Pfiff.

_Beim Einkauf_

Die frisch zu geniessenden Sommerkohlkoepfe sind nicht so fest
geschichtet, wie man das von den Herbst- und Wintervarianten kennt.
Trotzdem sollen die Koepfe stabil sein, die Blaetter muessen sich
knackig anfuehlen - sie quietschen geradezu, wenn man sie aneinander
reibt. Welke Aussenblaetter verraten, dass die Ernte bereits einige
Zeit her ist und dass die Koepfe nicht besonders liebevoll gelagert
wurden. Denn in einer kuehlen Atmosphaere mit hoher Luftfeuchtigkeit
- in einem guten Keller oder Kuehlhaus also - bleiben auch
Sommerwirsing und Spitzkohl einige Wochen frisch. Der haeusliche
Kuehlschrank aber sollte Durchgangsstation sein. Und wer den ganzen
Kohlkopf nicht auf einmal schafft, sollte den Rest locker in ein
feuchtes Tuch huellen, bevor er ihn ins Gemuesefach legt. So bleibt
er noch gut eine Woche knackig.

_In der Kueche_

Weil er nicht so eng geschichtet und fest geschlossen ist, muss das
Messer, mit dem man einen solchen Kohlkopf durchschneidet, nicht
ganz so riesig und stabil sein. Wenn man sich nicht von aussen,
Blatt fuer Blatt, bis zum Kohlherz durcharbeitet, ist der Schnitt
durch die Mitte der beste Weg, den Kohlkopf kuechenfertig zu machen.
Aus den Haelften lassen sich leicht die harten Strunkteile
herausschneiden - sehr umfangreiche Koepfe muss man sogar vierteln.
Sobald die dicken Strunkstuecke entfernt sind, werden die Blaetter
ganz nach Rezept in Streifen (fuer Gemuese oder Fuellung) oder in
Quadrate beziehungsweise Flecken geschnitten.

Wenn man die schoene, leuchtend gruene Farbe erhalten will, vor
allem beim Wirsing, empfiehlt es sich, die Blaetter zu blanchieren:
In sprudelnd kochendes Salzwasser werfen, rasch wieder herausheben
oder abgiessen und in eiskaltem Wasser abkuehlen. Das stoppt den
Garprozess und stabilisiert Farbpigmente und Vitamine. Fest
ineinander verwachsene Blaetter lassen sich nur loesen, indem man
den gesamten Kopf ins kochende Wasser taucht, bis die Blaetter von
aussen nachgiebig und formbar geworden sind. In Eiswasser
abgekuehlt, kann man sie dann unverletzt abtrennen. Uebrigens: Es
sollten wirklich Eiswuerfel im Wasser dafuer sorgen, dass seine
Temperatur ausreichend kalt ist - der heisse Kohl erwaermt das
Wasser sonst zu rasch, und der Effekt des Abschreckens ist nicht
mehr gewaehrleistet.

_Und was steckt alles drin?_

Der schlechte Ruf des armen Kohls hat auch mit seiner Nachwirkung zu
tun. Boese Winde soll er verursachen, schwer verdaulich sein. Noch
mal: All dies trifft fuer den zarten jungen Kohl nicht zu.
Stattdessen bringt er viel Gutes: Reichlich Mineralstoffe, darunter
vor allem Kalium und mehr Vitamin C als so manches als

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