Regelrecht geschmort...

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Zutaten
Menge Einheit Zutat
  Schmoren
  REF Rubrik Michael Merz Meyer´s, 44/2001
  -- Erfasst von Rene Gagnaux
....
Kategorien
! Aufbau
  Info
  Fleisch
  Schmoren
Zubereitung:
. Kommen Sie mit auf eine Reise an den Beginn aller Kochkunst. Kehren
Sie mit mir ein in eine jener Hoehlen, in denen unsere Vorfahren
lebten. Wir reden ueber Zeiten ohne jegliche Ansprueche auf
gastronomische Ausnahmeerlebnisse: Was roh nicht zu geniessen war,
wurde eben gekocht und damit geniessbar. Mit etwas Fantasie koennen
wir uns vorstellen, dass den Menschen schon damals auffiel, dass
manche Fleischstuecke gebraten eindeutig besser schmeckten als
andere. Vielleicht fiel eines schoenen Tages ein Stueck Fleisch vom
Spiess und in die Asche, und als ein hungriger Mensch es aus seiner
verkohlten Huelle schaelte, entdeckte er, wie saftig und zart das
Stueck Fleisch schmeckte. Das Schmoren war erfunden.

Noch heute fuehren uns der franzoesische und der italienische
Kuechenausdruck fuer Schmoren auf diese Anfaenge zurueck. 'Braise' und
'brasato' heissen nichts weiter als 'in der Asche gegart'. Denn das,
was in der Asche kocht, empfaengt von allen Seiten Hitze. Die in der
Asche gespeicherte Hitze ist zwar nicht so hoch wie jene einer
Flamme, aber sie ist gleichmaessig und bleibt es ueber eine lange
Zeitspanne hinweg. Genau das sind die Grundvoraussetzungen fuers
Schmoren, die auch heute noch gelten. Das Bratgut gehoert in ein
Gefaess, das von allen Seiten Hitze empfangen kann. Frueher war
dieses Gefaess wohl aus gebranntem Ton, dessen Deckel mit etwas
Brotteig luftdicht verklebt wurde. Spaeter entwickelte sich daraus
eine metallene Braisiere, deren Deckel so genau auf das Gefaess
passt, dass kaum Dampf und damit keine kostbaren Aromen aus dem
Innern entweichen koennen. Bis heute wird in den grossen Kuechen der
Welt die Braisiere fuer Schmorgerichte verwendet.

Fuer das Braisieren eignet sich Muskelfleisch. Es ist von fester
Faserstruktur, das durch sehr sanftes langes Garen seine Zaehigkeit
verliert. Die Fettspuren und die gelatinoesen Bestandteile, die im
Fleisch natuerlicherweise eingelagert sind, loesen sich waehrend des
Garens auf. Sie machen das Fleisch zart, halten es aber auch saftig
und aromatisieren es erst noch zusaetzlich. Fliesst der Saft in den
Bratenjus, verleiht er ihm eine unvergleichliche Saemigkeit. Deshalb
muss die Sauce von regelgerecht geschmorten Gerichten niemals mit
Mehl oder Butter zusaetzlich gebunden werden.

Fuer das Schmoren unabdingbar ist ein feuchtes Schmorklima. Bleibt
also die Frage, wie viel zusaetzliche Feuchtigkeit zum Fleisch in die
Schmorpfanne muss, um dieses ueber die lange Garzeit perfekt feucht
zu halten. Dafuer ist es wichtig, dass das Fleisch in eine moeglichst
enge Pfanne kommt. Die Sauce wird ausserdem umso kraeftiger, je
knapper die Fluessigkeitszugabe ausfaellt. Konzentrierte Bruehe oder
ein kraeftiger Wein verstaerken den Geschmack der Sauce in hohem
Masse.

Erst die Beachtung aller Regeln machen das meisterhafte Schmorgericht
moeglich. Als Trost bleibt jedoch: Wer diese Regeln einhaelt, der
merkt, dass Schmorgerichte gar nicht so kompliziert zu kochen sind.
Sie verlangen vor allem eines: Zeit, um zu schmoren.

#AT Rene Gagnaux
#D 12.08.2002
#NI **
#NO Gepostet von: Rene Gagnaux
#NO EMail: r.gagnaux@ch.inter.net

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