Rezept für 1 - Text
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. | "Unkraut vergeht nicht" Volksweisheit Jeder, der mal versucht hat, Quecke, Loewenzahn, Vogelmiere oder Giersch aus seinem Garten zu vertreiben, kennt die unbeugsame Vitalitaet dieser Wildkraeuter. Es gibt kaum Pflanzen von vergleichbarer Lebenskraft. Man nennt sie deshalb auch die "Anarchisten" unter den Pflanzen. Unkraeuter oder besser Wildkraeuter, die in unseren gemaessigten Breiten wachsen, sind seit Jahrmillionen an unser Klima angepasst und sie dienten dem mitteleuropaeischen Homo Sapiens seit Zehntausenden von Jahren als wichtigste Nahrungsquelle. Wildpflanzen sammeln war in frueheren Zeiten neben der Jagd die entscheidende Ueberlebenstechnik. Unsere Vorfahren haben noch ueber tausend der 12 000 mitteleuropaeischen Pflanzensorten gegessen. Wir kultivieren und essen gerade noch 50 Arten davon und die meisten von ihnen haben nur noch wenig mit ihrer "wilden Verwandtschaft" zu tun, wie zum Beispiel der Kopfsalat. Oder sie stammen aus entfernten Laendern und anderen Klimazonen, wie die Tomate. Unkraeuter und andere Wildpflanzen dagegen sind genau die Lebensmittel, auf die sich unser Genpotenzial seit zehntausenden von Jahren eingependelt hat, denn die Entwicklung unseres Organismus ist aufs Engste verknuepft mit dem, was wir gegessen haben. So erlauben unsere einheimischen Wildkraeuter und -fruechte eine Zeitreise zu den vergangenen Speiseplaenen und vergessenen Geschmackserlebnissen und sie geben unserem Koerper die bioaktiven Stoffe, die zu ihm passen wie ein Schluessel ins richtige Schloss. Wilde Pflanzen sind "Ur"-Lebensmittel Ergebnisse der Ernaehrungswissenschaften der letzten Jahre bringen immer mehr Licht in die Beziehung von Ernaehrung und Evolution. Sie zeigen uns die Bedeutung der bioaktiven Stoffe in einem neuen Licht. Weil sie mengenmaessig nur einen geringen Anteil an unserer Ernaehrung haben, waren sie jahrhundertelang ueberhaupt nicht bekannt und - als man sie entdeckte - zunaechst gering geschaetzt. Heute beginnt man ihre vielfaeltigen Auswirkungen auf die Gesundheit langsam zu erfassen. Taeglich nimmt unser Koerper nur ein paar Gramm dieser bioaktiven Substanzen auf, doch dahinter verbergen sich tausende Substanzen, die an allen Schaltstellen im Koerper wirken. Die groesste Untergruppe sind die so genannten "sekundaeren Pflanzenstoffe". Der Namenszusatz "sekundaer" soll diese Stoffe von den Hauptbestandteilen der Pflanzen, den Kohlehydraten, Proteinen und Fetten, den so genannten primaeren Pflanzenstoffen unterscheiden. Insgesamt sind bis heute schon mehr als 30 000 verschiedene sekundaere Pflanzenstoffe bekannt und es kommen taeglich neue dazu. Ueber die Nahrung nehmen wir taeglich wahrscheinlich um die 10 000 solcher Stoffe auf. Sie koennen jedoch nur wirksam werden, wenn gleichzeitig genuegend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente im Koerper sind. Die amerikanischen Wissenschaftler haben dafuer ein anschauliches Bild gefunden: "Die anorganischen und organischen Naehrstoffe sind wie das Gewebe eines Stoffes, die sekundaeren Pflanzenstoffe sorgen fuer Farben und Muster." Das ideale pflanzliche Lebensmittel Es geht also nicht nur darum, Obst und Gemuese zu essen, sondern das richtige Obst und Gemuese. Doch welches ist das? Nach allem was wie heute wissen, ist das ideale pflanzliche Lebensmittel: * so frisch wie moeglich * gering verarbeitet * heimisch, gewachsen in der Region * passend zur Jahreszeit * unverpackt Wenn man diese Kriterien konsequent anwendet, dann erscheinen Wildkraeuter in einem ganz anderen Licht: sie verfuegen ueber alle geforderten Eigenschaften. Wildpflanzen sind die idealen Lebensmittel. Grund genug sich ihnen jenseits von unwissenschaftlichem Kraeuterhexenkult oder trockenem Fachgesimpel ganz praktisch zuzuwenden. Wildkraeuter wachsen ueberall "Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Huegel sind Apotheken." Paracelsus (1493 - 1541) Wildkraeuter sind solche Kraft-Pakete an sekundaeren Pflanzenstoffen und anderen bioaktiven Substanzen, dass wir uns diese Quelle nicht entgehen lassen sollten. Das beste ist, man schaut sich bei Ausfluegen in die naehere Umgebung nach unbelasteten Standorten um. Dazu gehoeren Wiesen, Wegraender, Bachlaeufe, Brachflaechen oder Waldsaeume. Hat man einmal solche Flecken ausgemacht, ist es kein Problem, sich bei einem Spaziergang immer wieder so einzudecken, dass man zu Hause in der Kueche Wildkraeuter ganz unkompliziert direkt einsetzen kann. Die Artenkenntnis steigt von Mal zu Mal schnell an. Und jeder, der eine Brennnessel, einen Loewenzahn oder ein Gaensebluemchen erkennen kann, ist in der Lage, seine Kueche sofort um neue, ungeahnte Genuesse zu bereichern. Die Skepsis Ihrer Familie oder der Freunde wird sich schnell in Begeisterung wandeln und Sie werden eine Menge Nachahmer finden, denn das Hauptargument fuer ihre neuen kulinarischen Abenteuer ist zunaechst mal der Genuss; die Gesundheit bekommen Sie als willkommenes Extra dazu. Die zweite Wildkraeuterquelle ist der eigene Garten. Ueberlassen Sie einen Bereich der spontanen Besiedelung und schon nach kurzer Zeit koennen Sie Vogelmiere, Giersch und Brennnessel ernten, am besten mit der Kuechenschere, dann waechst alles gut nach. Fehlen einige Wildarten, so kann man nachhelfen, indem man sich von einem Spaziergang zum Beispiel eine Sauerampferpflanze mitbringt. Auch der Rasen ist eine ergiebige Quelle leckerer Unkraeuter, wenn man sich entschliessen kann, ihn in eine Wiese zu verwandeln, die nur selten (ein- oder zweimal im Jahr) geschnitten wird. Das macht weniger Arbeit und bietet allen Sinnen weit mehr als ein "Golf"-Rasen. Ausserdem kommt man so dem Ideal vom "Gaertnern in der Haengematte" ein Stueck naeher. Tipps zum Sammeln |
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Luisa Rezepte . Anna's Übersicht