Hummer: Umstrittene Delikatesse (Info)

zurück liste weiter

Rezept für 1 - Text

Zutaten
Menge Einheit Zutat
1 Info
  Von Michael Pruss
....
Kategorien
! Information
  Fisch
Zubereitung:
. Zu Weihnachten und Silvester steigt der Appetit auf Hummer enorm.
Der gepanzerte Zehnfuessler gilt wie Champagner und Kaviar als
kulinarisches Statussymbol. Doch der Luxus auf dem Teller hat einen
hohen Preis. Tausende von Scherentieren, die schon fruehzeitig fuers
Festtagsmenue gefangen wurden, muessen bis dahin noch wochenlang in
engen Haelterbecken darben.

Ritter der Tiefsee:
Vor mehr als 100 Jahren war ein Hummer auf der Speisekarte nichts
Ungewoehnliches. In Amerika galt er wegen des schwer zu knackenden
Panzers und des reichlichen Angebots als Arme-Leute-Essen. In
Deutschland assen ihn in erster Linie die Helgolaender Fischer. Der
Hummer zaehlt zu den Krebstieren. Man unterscheidet zwischen
Europaeischem Hummer (Homarus gammarus) und Amerikanischem Hummer
(Homarus americanus), dessen Panzer meist gruen-schwarz gesprenkelt
ist.
Untruegliches Kennzeichen sind fuer alle Hummer die grossen,
kraeftigen Scheren. Die schmackhaften Lobster koennen sehr alt und
gross werden, am Meeresboden leben sie zum Teil ueber 50 Jahre und
erreichen dann eine Groesse von bis zu 80 Zentimetern. Sie halten
sich am liebsten an kleinen Felsvorspruengen oder unter Steinen auf.
Auch wegen ihres Panzers werden sie "Ritter der Tiefe" genannt. Nach
fuenf Jahren erreichen die Tiere die Geschlechtsreife und sind von
nun an marktfaehig. Allein in diesem Jahr wurden Hummer im Wert von
28 Millionen Mark nach Deutschland importiert.

Quaelende Gefangenschaft:
Der Hummer kann gekocht oder lebend erworben werden. Gekocht
verdirbt er sehr schnell, auch wenn man das Fleisch im Kuehlschrank
aufbewahrt. Die lebende Ware wird meist in Haelterbecken (das heisst
in kleinen Aquarien) gehalten. Hierbei werden die Scheren der Hummer
mit Gummibaendern umwickelt, damit sie sich nicht gegenseitig
angreifen und verspeisen - Hummer sind naemlich Kannibalen. Beim
Kauf sollten Gummis und Scheren nicht mit Algen oder Moos besetzt
sein, denn das waere ein Zeichen fuer lange Haelterung und mindere
Qualitaet.
Je frischer der Hummer, um so besser ist der Geschmack. Beim Kauf
eines lebenden Hummers sollte dieser nach dem Herausnehmen aus dem
Becken und dem Entfernen der Baender seine Scheren spreizen. Das ist
ein Zeichen fuer hoechste Vitalitaet und Frische. Ausserdem muss der
Panzer prall mit Fleisch gefuellt sein. Bei zu langer Haelterung
verlieren die Tiere an Gewicht, weil sie in Gefangenschaft keine
Nahrung zu sich nehmen. Das Tier sollte also "schwer" in der Hand
liegen, um das zu beurteilen, bedarf es allerdings einiger
Erfahrung.

Europaeische Hummer: Nur Sommer ist Saison
Seit europaeische Hummer immer seltener ins Netz gehen, wird die
Nachfrage hierzulande zu 80 Prozent aus Kanada und den USA gedeckt.
Der europaeische Hummer kommt meist aus Schottland, Norwegen, Irland
und aus der Bretagne. Europaeischer Hummer ist Sommerware, kauft man
ihn im Winter, so ist er meist lange gehaeltert worden und von
minderer Qualitaet. Fangfrischen kanadischen Hummer gibt es dagegen
das ganze Jahr ueber. Die Preise fuer Hummer variieren. Der
kanadische Lobster ist fuer 70 bis 80 Mark pro Kilogramm im Handel
erhaeltlich. Fuer Europaeischen muss der Kunde schon tiefer in die
Tasche greifen. Eine Alternative zu lebender Ware stellen
tiefgefrorene Hummer dar. Hummerfleisch ist auch in Konserven
erhaeltlich, in dieser Form aber hauptsaechlich fuer Salate und
Saucen zu empfehlen.

Tod in kochendem Wasser:
Die Zubereitung eines lebenden Hummers zu Hause ist nichts fuer
Tierfreunde und schwache Gemueter. Fuer das fachgerechte Toeten und
Zerlegen des Meerestieres sind Erfahrung und eine gewisse Praxis
noetig. Das Toeten von Krustentieren ist in der
Tierschutz-Schlachtverordnung geregelt, diese erlaubt nur das Toeten
in kochendem Wasser. Hierzu muss das Wasser unbedingt sprudelnd
kochen, und der Topf muss gross genug sein. Dann gibt man das Tier
mit dem Kopf voran in das Wasser und legt den Deckel auf. Mit dieser
Methode ist der Hummer in kuerzester Zeit tot, auch wenn er sich
noch etwas regt. Nach Expertenmeinung ist dies die "schonendste" Art
der Toetung. Leiden wie ein Saeugetier muesse der Hummer angeblich
nicht, denn sein Nervenkostuem sei eher mit dem eines Grashuepfers
oder einer Fliege zu vergleichen.
Anschliessend sollte die Hitze reduziert werden. Man veranschlagt
zwoelf Minuten Kochzeit fuer die ersten 500 Gramm, weitere zehn
Minuten fuer die naechsten 500 Gramm und fuer jede weiteren 500
Gramm jeweils fuenf Minuten. Klassisch ist das Kochen in einer
"Court Bouillon", einer Bruehe mit Wurzelgemuese, Salz und etwas
Essig oder Weisswein. Die schoene rote Farbe nach dem Kochen
verdankt der Hummer dem Farbpigment "Astaxanthin" aus den
Schalentieren, die er frisst. Hummer gilt zwar zu Recht als
Blickfang jeder festlichen Tafel, doch sollte er ein seltener Genuss
bleiben.

Tipps zum Zerlegen:
Zum Zerlegen eines Hummers ist schon etwas handwerkliches Geschick
von Noeten. Doch erst einmal braucht man die richtigen Werkzeuge:
Hummerzange, Hummergabeln, Beil oder Messer. Zunaechst sollten die
Scheren dicht am Rumpf ausgebrochen werden. Diese kann man dann mit
Zange oder Messer knacken. Dann wird der Kopf abgetrennt, danach der
Rueckenpanzer mit Messer oder Beil laengs in zwei Haelften getrennt.
Mit den Fingern muss nun der Darm entfernt werden. Das meiste
Fleisch sitzt im Rueckenpanzer und in den Scheren. Aber auch die
duennen Beine koennen geknackt werden, um das Fleisch herauszupulen.
Wer keine Uebung im Zerlegen hat, der kann seinen Fachhaendler
bitten, den Hummer zuzubereiten sowie Scheren und Panzer nach dem
Abkochen anzubrechen.

Buchtipps:
* Christian Teubner
Hummer, Krebse, Langusten
Graefe und Unzer, 1994
ISBN 3-7742-2670-9
Preis: 29,80 Mark
* L. Antonio Arroyo
Fisch- und Krustentierfibel
Fachbuch fuer Koeche, Verkaeufer und Liebhaber
von Fischen und Meeresfruechten

zurück liste weiter

Aufgerufen: 120

Luisa Rezepte . Anna's Übersicht

Full List