Orientalisches Wallis - Safran aus Mund

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Zutaten
Menge Einheit Zutat
  Safran
  REF Rubrik Michael Merz Meyer´s, 45/2001
  -- Erfasst von Rene Gagnaux
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Kategorien
! Aufbau
  Info
  Gewürz
  Safran
  Schweiz
Zubereitung:
. In der Oberwalliser Gemeinde Mund wird die einzige Safrankultur der
Schweiz bewirtschaftet...

Der Teufel hatte auf seinem Buckel einen Felsbrocken angeschleppt. Den
wollte er den Hang hinunterstossen und damit die Kirche in der
Oberwalliser Gemeinde Mund zerstoeren. Wie die Sage weiter berichtet,
ueberraschte ihn dabei eine fromme Frau. Vor Schreck liess der Teufel
den Felsen - den 'Munder Stei', wie er heute heisst - oberhalb des
Dorfes stehen. Die Munder erstellten daraufhin eiligst ein
Heiligenkreuz, worauf der Teufel definitiv von seinem Plan abliess.
Zum Glueck. Denn sonst haette er nicht nur die Haeuser und Menschen,
sondern auch die Safranfelder an der 'Chummegga' weiter unten
begraben.

Nur hier in der Gemeinde Mund, oberhalb von Brig, wird in der Schweiz
heute noch Safran angebaut. jeweils von Mitte Oktober bis zum ersten
Frost im November dauert die Ernte des Safrankrokus, der nur im
Herbst blueht. Auf dem kleinen Feld von Safran-Zunftmeister Franz
Hutter gruent aber bisher einzig der Winterroggen. Noch keine einzige
Safranpflanze lugt aus der Erde, waehrend Hutters Nachbarin auf dem
daneben liegenden Feld schon seit Tagen Plastiksaecke mit lila
Krokusblueten fuellt. Dieses Jahr werde die Ernte nicht so gut
ausfallen, befuerchtet Hutter, wieso weiss er nicht. War der
September zu feucht? Der Safran hat so seine Macken. Auf jeden Fall
scheinen sich die Zwiebeln, die zum grossen Teil aus Kaschmir
stammen, im feinsandigen trockenen Boden mit viel Sonnenbestrahlung
wohl zu fuehlen.

Etwa sechzig Munder Familien bestellen ihre eigenen Parzellen und
pfluecken die Blueten des 'Crocus sativus' meist waehrend der
Mittagszeit, wenn die Bluetenblaetter aufklappen und die drei
rotorangen Narben heraushaengen. Nur die Narben werden verwertet.
Eine aeltere Frau hat an diesem Tag schon 330 Blueten in ihrer
Tasche, fuer jedes Hundert nimmt sie als Zaehlhilfe einen kleinen
Kieselstein in die Hand. Ein paar Aecker weiter fuellen die beiden
Maedchen Estelle und Maude ihre Koerbe. 500 bis 600 Blueten haetten
sie jeweils pro Tag gesammelt, und das seit einer Woche. Es sei
'uehueere spannend', meint ihre Mutter, wie sie jeden Tag das Feld
kahl rupften und am naechsten Tag den Acker neuerlich lila uebersaet
faenden. Gleich nach dem Pfluecken werden die Narben abgezupft und zu
Hause an einem schattigen Ort zu Safranfaeden getrocknet. Aus 120
Blueten wird ein Gramm Safran gewonnen. Kein Wunder, kostet ein Gramm
12 Franken. Ein grosser Teil der jaehrlichen Gesamternte, die
zwischen 1,6 und 3,5 Kilogramm variiert, bleibt als Eigenbedarf im
Dorf. Denn damit wuerzt der Koch im Restaurant Safran seinen Risotto.
Im Restaurant Jaegerheim gibts die goldgelbe saemige
Safrancremesuppe. Gut umruehren muesse man sie, damit der Safrangout
nicht zu intensiv werde, raet der Chef. Und so verfeinert der Rahm in
der Suppe das typische Safranaroma, das im Gaumen erst suesslich
schmeckt und dann eine herbbittere Note bekommt. Auch ein Safranbrot
gibt es. Mit seiner dunkelgelben Farbe gleicht es auf den ersten
Blick einem Zitronenkuchen, und es schmeckt wie ein suesslicher Zopf.
Das geheime Brotrezept hat die ansassige Zunft dem Baecker Studer
Josef in Brig vermacht, als die Baeckerei in Mund geschlossen wurde.

Das Bergdorf Mund, zehn Autokilometer ueber Brig gelegen, schmiegt
sich an den Sonnenhang ueber dem Rhonetal. Es lohnt sich, weiter
hinaufzusteigen, zwischen sonnenverbrannten Heustadeln hindurch,
entlang den Weiden mit den vielen Schwarznasenschafen und weiter zum
Munder Stei. Denn hier geniesst man nicht nur die Aussicht Richtung
Simplon sowie ins Mattertal und aufs Matterhorn, sondern bekommt ein
Stueck hoeher im Bergrestaurant Salwald gar ein Safranfondue
serviert. Oder "Oepfelchueechli" mit Safranparfait. Exotische Küche
in den Oberwalliser Voralpen.

Eigentlich stammt das goldene Gewürz aus dem Vorderen Orient.
Kultiviert wird es aber auch in Spanien und Griechenland. Seit
neuestem ist die Urspungsbezeichnung des Munder Safrans geschuetzt.
"Wir hei der bestos Safran", sagt Zunftmeister Franz Hutter und ist
stolz, dass dem einheimischen Gewuerz Hoechstqualitaet in Farbe und
Aroma bescheinigt wurde.

Dem Safran wird in kleinen Mengen ausserdem eine aphrodisierende
Wirkung nachgesagt. Ob die Munder davon etwas spueren? Nein, davon
haette er bislang nichts gemerkt, lacht Franz Hutter. Fuer die Munder
seien Safrangerichte so normal wie fuer den Bauern sein Glaeschen
Rotwein.

#AT Rene Gagnaux
#D 14.11.2001
#NI **
#NO Gepostet von: Rene Gagnaux
#NO EMail: r.gagnaux@tic.ch

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