Perfektes Wild - Markus Kuriger ()

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Rezept für 1 - Text

Zutaten
Menge Einheit Zutat
  Wild
  Markus Kuriger
  REF Rubrik von Michael Merz Meyer´s 36/2000 Markus Kuriger
  -- Erfasst von Rene Gagnaux
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Kategorien
! Aufbau
  Info
  Wild
Zubereitung:
. (*) Markus Kuriger, Casa Fausta Capaul, Brigels (Graubuenden)

Der Buendner Kuechenkuenstler Markus Kuriger hat zwei Lehrabschluesse
in der Tasche. Er ist ausgebildeter Koch und ausgebildeter
Baecker-Konditor. Wohl deshalb gehoert seine "Casa Fausta Capaul" zu
den Restaurants, in denen nicht nur die Vor- und Hauptspeisen
interessant sind, sondern auch die Desserts.

Am 9. September beginnt Die Buendner Jagd. "Aber schon Wochen vorher
spuert sie hier jeder", sagt Markus Kuriger. Der Spitzenkoch lebt und
arbeitet seit neun Jahren in Brigels, fuehrt gemeinsam mit seiner
Frau Rosmarie die "Casa Fausta Capaul".

In diesen neun Jahren hat Kuriger das legendaere Buendner Jagdfieber
hautnah erlebt. Saison fuer Saison. Aber gepackt hat es ihn nicht -
bis heute. Den Meister am Herd laessts kalt, wenn die Jaeger schon
Wochen vor dem Halali mit ihren Feldstechern durch die Waelder
pirschen. Ihn kuemmert nicht, dass sie sich schon 24 Stunden vor
Jagdbeginn. auf ihren Hochsitzen einrichten. Kuriger: "Ich koche das
Wildfleisch lieber, als dass ich es schiesse."

Und noch etwas unterscheidet den Koch von den Jaegern: Er mag
Rehfleisch. Die Jaeger dagegen "behaupten, es schmecke wie Leber",
sagt Kuriger. "Sie verlangen nach einem wuerzigen Fleisch mit
kraeftiger Struktur." Als solches betrachten sie das Fleisch von
Hirschen und Gaemsen.

Die Abneigung der Jaeger gegen Rehfleisch ist Kurigers grosses
Glueck. Und auch, dass diese mittlerweile viel lieber jagen als die
Beute danach zerlegen. Sie bringen das erlegte Wild deshalb zum
einzigen Metzger der Gegend, zum Brigelser Dorfmetzger Schmed. Dieser
nimmt den Jaegern die muehsame Arbeit ab.

Ist Kuriger also auf der Suche nach bestem Rehfleisch, packt er seinen
Henkelkorb und geht die wenigen Schritte zu Metzger Schmed. Dort
sucht er sich die schoensten Stuecke aus. "Das Fleisch muss richtig
dunkelrot sein und einen appetitlichen feuchten Schimmer haben", sagt
er. Und raet: "Ist das Fleisch angetrocknet oder gar schmierig,
lassen Sie besser die Finger davon. Verzichten Sie auch auf blutig
zerschossenes, unsauber pariertes Fleisch - und auf tiefgekuehltes.
Das ergibt nur drittklassige Kochresultate."

Kuriger, der Wildspezialist, hat viele Jahre in grossen Kuechen
gearbeitet und erkannt: " Die meisten Wildgerichte, die in
Restaurants serviert werden, sind aus tiefgekuehltem Fleisch gemacht."

Gerichte aus Rehfleisch schaetzt der Spitzenkoch erst seit wenigen
Jahren - obwohl schon seine Eltern Rehpfeffer mochten: "Mir aber hat
er lange Zeit nicht geschmeckt. Mir erschien er zu gewuerzlastig."
Inzwischen ist Kuriger kuriert. "Heute weiss ich, dass sorgfaeltig
gekochter Rehpfeffer so gut schmeckt wie jedes andere sorgfaeltig
gekochte Gericht", sagt er.

Beim Rehruecken, den er waehrend seiner Kochlehre kennen gelernt
hatte, hielt sich seine Begeisterung besonders in Grenzen: Er war aus
tiefgekuehltem Fleisch gekocht. "Wild aus tiefgekuehltem Fleisch
laesst sich kaum noch auf den perfekten Garpunkt bringen", sagt
Kurigen "Der Geschmack hat wenig Charakter und die saftige Zartheit
ist schlicht unerreichbar." Und mit einem Schmunzeln fuegt er an: "In
diesem Fall benimmt sich der Koch besser ein bisschen wild und kocht
frisches Fleisch vom Schwein."

Was erwartet der Gast eigentlich von Wildgerichten? Fuer Kuriger ist
klar: "Zartheit". Die steht an erster Stelle. Wichtig sei aber auch,
dass der nussige Wildgeschmack eine leicht suess-bittere Note
besitze. Was nie sein duerfe: "Dass das Fleisch betont nach 'Wild'
schmeckt. Ein zu intensiver Eigengeschmack bei einem Gericht
erschreckt den Durchschnittsgast mehr, als er ihn zu begeistern
vermag."

Bei Beilagen wuenscht es der Gast "wie immer". Liegen weder glacierte
Marroni noch Spaetzli oder suess verkochtes Rotkraut beim Reh, nimmt
sein Interesse schlagartig ab. Sind zusaetzlich Pilze dabei, nimmt
sein Interesse zu.

Die Art der Sauce spielt bei der Menueankuendigung kaum eine Rolle.
Kuriger: "Erst wenn sie besser schmeckt als anderswo, merkens die
Gaeste." Sein Saucengeheimnis sind Liebe und Sorgfalt - beides
Voraussetzungen, die fuer sein gesamtes Menueangebot gelten.

Bei Kuriger sind alle Fonds frisch. Seine Wildsauce kommt mit
wenigen, aber prononcierten Zutaten aus: Gut geroestete Knochen,
etwas Tomatenmark, viel Rotwein und viel Schalotte. Alles muss frisch
sein und kaum gewuerzt, fast "Reh pur". So entsteht ein Rehgericht,
das geschmacklich nicht ueberlagert ist, sondern kulinarisch
abgerundet. Nur so ergibt es eine unverwechselbare Koestlichkeit.

#AT Rene Gagnaux
#D 08.09.2001
#NI **
#NO Gepostet von: Rene Gagnaux
#NO EMail: r.gagnaux@tic.ch

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