Parmigiano-Reggiano, eine Kurzgeschichte

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Zutaten
Menge Einheit Zutat
  Parmesan
  NACH EINEM TEXT VON
  Klaus Schweitzer Erfasst von Rene Gagnaux
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Kategorien
! Aufbau
  Info
  Käse
  Parmesan
Zubereitung:
. Der berühmteste italienische Käse, der als Parmesan ungezählte
Nachahmer hat, wird seit sieben Jahrhunderten auf die gleiche Weise
erzeugt.

Wann ist ein Parmesan ein Parmesan? Das ist die Frage. Parmesan
nämlich darf man überall auf der Welt herstellen, aber diese
Parmesans haben mit dem Original so wenig zu tun wie frische
Himbeeren mit Himbeersirup. Der echte Parmesan-Käse mit
Ursprungsgarantie, der Parmigiano-Reggiano, darf nur in einem genau
bezeichneten Gebiet produziert werden, das die Provinzen Parma,
Reggio Emilia, Modena und Mantua rechtßeitig des Flusses Po und
Bologna linkßeitig des Flusses Reno umfasst. Zu den Regeln, welche
die hohe Qualität des Parmigiano-Reggiano garantieren, gehört
zuallererst die Bestimmung, daß die Milchkühe nicht mit Silofutter,
sondern mit frischen Kräutern zu füttern oder auf der Weide zu
halten sind. Die Abendmilch bleibt über Nacht stehen; morgens wird
der Rahm abgeschöpft. Dann kommt sie mit der Morgenmilch gemeinsam
in den traditionellen glockenförmigen Kupferkessel. Dort wird ihr
etwas Molke aus vorherigen Käseherstellungen zugegeben, das
Fermentierunpserum. Unter langsamem Rühren erwärmt der Käsemeister
die Milch auf 33 Grad Celsius, um ihr Lab - das Ferment aus
Kälbermägen - zuzusetzen. Innerhalb von zwölf bis fünfzehn
Minuten gerinnt die Milch. Der Käsebruch, die "cugliata", wird mit
dem "spino" genannten Dorn zerkleinert, bis seine Körnung der
Größe von Weizenkörnern entspricht. Nun heizt der Käsemeister den
Kessel erneut an, um die Temperatur allmählich zunächst auf
fünfundvierzig Grad Celsius zu bringen und sie dann schnell auf
fünfundfünfzig Grad Celsius zu erhöhen. Nach dem Abschalten der
Hitze setzt sich die Käsemasse unten im Kessel ab und wird dann mit
Leinentüchern herausgehoben. In den Tüchern kommt sie in hölzerne
oder metallene Formen, die "fasceri", wo der Käse seine endgültige
Form erhält. Eine leichte Pressung beschleunigt den Austritt der
restlichen Molke. Bereits nach wenigen Stunden wird das Tuch entfernt
und eine Matrize eingesetzt, die die Herkunftsbezeichnung
"Parmigiano-Reggiano" sowie das Herstellungsdatum in die Rinde
einprägt.

Noch einige Tage verbringt der Käse in der Form. Dann ist er bereits
zu einem massiven, leicht bauchigen Zylinder geworden, der nun für
zwanzig bis fünfundzwanzig Tage in eine Salzlauge gelegt wird. Nach
kurzer Trocknung in der Sonne zieht er anschliessend ins Lager, die
"casina" um. Auf massiven Holzregalen reifen die Käse langsam, wobei
sie regelmäßig gewendet und gebuerstet werden.

Meist am Ende des Jahres bringt der Käsehersteller seine gesamte
Jahresproduktion in eigens eingerichtete Lager, die zwischen 50'000
und 100'000 Käselaibe aufnehmen können. Meist gehören sie Banken
oder Genossenschaften, die auch Finanzhilfen gewähren. Pro Jahr
erzeugt die Region 90'000 Tonnen oder 2,4 Millionen Laibe
Parmigiano-Reggiano, wofür sie 1,44 Milliarden Liter Milch
verarbeitet. Denn für ein Kilogramm dieses hochwertigen Käses
braucht man sechszehn Liter. Der Parmigiano- Reggiano gehört zur
Kategorie der halbfetten gekochten Hartkäse. Er wird zwischen dem 1.
April und dem 11. November hergestellt. Die Reifung, die auf völlig
natuerlichem Wege erfolgt, muss mindestens bis zum Sommerende des auf
die Produktion folgenden Jahres dauern. Oft erstreckt sie sich über
einen noch größeren Zeitraum ("fresco" = weniger als 18 Monate;
"vecchio" = 18 bis 24 Monate, "stravecchio" = 24 bis 36 Monate). Dann
hat der Parmigiano-Reggiano seine sechs Millimeter dicke Rinde voll
ausgebildet und lockt mit einer feinkörnigen, hell- bis strohgelben
Käsemasse, deren würziges Aroma den Feinschmeckern von heute so
köstlich mundet wie vor 700 Jahren.

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